J Med Drug Rev 2023;13:1-13 | HIER Publikation im Vollbild lesen
Durch das ektope Wachstum endometriumartiger Zellen außerhalb des Cavum uteri leiden viele Frauen mit Endometriose unter Dysmenorrhoe, chronischen Unterbauchschmerzen und anderen Symptomen. Ziel einer hormonellen Therapie ist die Induktion einer dauerhaften Amenorrhoe, was allerdings mit hypoöstrogenen Nebenwirkungen verbunden sein kann. Mit dem oral verabreichbaren, schnell wirksamen GnRH-Antagonisten Relugolix werden durch die Kombination mit Estradiol und Norethisteronacetat eine zu starke Östrogensuppression und die damit verbundenen Nebenwirkungen reduziert. In den beiden parallel durchgeführten, methodisch weitgehend identischen Phase-III-Zulassungsstudien SPIRIT 1 und 2 wurden insgesamt 1.250 prämenopausale Frauen mit mittelschweren bis schweren Endometriose-bedingten Schmerzen unter Doppelblindbedingungen 1:1:1 in drei Studienarme randomisiert: Placebo für 24 Wochen, Relugolix-Kombinationstherapie (1 x täglich Relugolix 40 mg + Estradiol 1 mg + Norethisteronacetat 0,5 mg) für 24 Wochen oder verzögerte Relugolix-Kombinationstherapie (12 Wochen Monotherapie mit 40 mg Relugolix, gefolgt von einer 12-wöchigen Relugolix-Kombinationstherapie). 213 Patientinnen beendeten die Studie vor Ablauf von 24 Wochen. Im Anschluss an die Randomisierungsphase konnten alle verbliebenen Frauen an einer 80-wöchigen Langzeit-Verlängerungsstudie teilnehmen, in der sie mit der Relugolix-Kombination behandelt wurden; diese Möglichkeit nahmen 802 Frauen wahr.
In SPIRIT 1 und 2 erfüllten jeweils 75 % der Patientinnen nach 24-wöchiger Relugolix-Kombinationstherapie die Ansprechkriterien für eine Besserung der Dysmenorrhoe (vs. 27 % mit Placebo in SPIRIT 1 und 30 % in SPIRIT 2; Unterschied zu Placebo jeweils p<0,0001). Bezüglich des zweiten koprimären Endpunkts, Besserung der nichtmenstruellen Unterbauchschmerzen, betrugen die Ansprechraten auf die Relugolix-Kombinationstherapie 58 % der Patientinnen in SPIRIT 1 und 66 % in SPIRIT 2 (vs. 40 % bzw. 43 % mit Placebo; Unterschied zu Placebo jeweils p<0,0001). Entsprechend nahm in beiden Studien der Bedarf an Analgetika (auch Opioiden) während der Relugolix-Kombinationstherapie ab. Die Häufigkeit unerwünschter Ereignisse war in allen Studiengruppen sehr ähnlich. Hitzewallungen kamen während der verzögerten Relugolix-Kombinationstherapie häufiger vor (zumeist während der Relugolix-Monotherapie). In beiden Studien nahm unter der Relugolix-Kombinationstherapie die mittlere Knochenmineraldichte (BMD) an Lendenwirbelsäule und Gesamt-Hüftgelenk um weniger als 1 % ab. Insgesamt zeigen die Ergebnisse von SPIRIT 1 und 2, dass die Relugolix-Kombinationstherapie zu einer signifikanten Besserung Endometriose-bedingter Schmerzen führt, den Analgetikabedarf reduziert und dabei gut verträglich ist und die Lebensqualität verbessert. Damit eröffnet diese Kombination eine neue vielversprechende Möglichkeit für die medikamentöse Behandlung Endometriose-bedingter Schmerzen.